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Franz Lehrndorfer - LIVE: Orgelkonzert (1987)

Artikel-Nr.: Vol. 10
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Von 1970 an leitete Franz Lehrndorfer die Münchner Domkonzerte. In ihrem Rahmen kamen Organisten aus zahlreichen Ländern in der Frauenkirche zu Wort. Für den 17. August 1978 war Jean Langlais, der blinde französische Organist und Komponist, vorgesehen; er musste wegen Erkrankung absagen. Für ihn sprang der Domorganist Prof. Franz Lehrndorfer mit einem eigenen Programm ein.

Die vorliegende CD dokumentiert das bisher unveröffentlichte Konzert im Hinblick auf den 90. Geburtstag des 2013 verstorbenen Künstlers am 10. August 2018; wir erleben ihn hier als Interpreten (Bach, Gronau, Vivaldi, Franck, Reger), als Bearbeiter und Herausgeber (Vivaldi) und als Improvisator (B-A-C-H).

Johann Sebastian Bachs (1685-1750) wohl bekanntestes Orgelwerk, Toccata und Fuge d-Moll (BWV 565), gehört stilistisch noch zu den Kompositionen der Jugendzeit. Franz Lehrndorfer spielt es als Zusammenballung improvisatorischer Elemente: mit einem stürmischen einleitenden Unisono, dem heftigen Widerspiel gebrochener Akkorde (Höhepunkt der vier Takte lang anhaltende verminderte Septimakkord, der hier zum ersten Mal in der Musikgeschichte in seiner ganzen Ausdruckskraft hervortritt!), mit den wogenden Triolen, dem mächtigen Pedalsolo und der thematisch an das Anfangsmotiv der Toccata anschließenden Fuge.

Von dem lange vergessenen Danziger Organisten Daniel Magnus Gronau (+1747) sind in jüngster Zeit vor allem die Choralvariationen für Orgel neuentdeckt und von mehreren Organisten neu eingespielt worden. Franz Lehrndorfer ist hier mit der Variation über „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ vorangegangen. Dabei mag ihn nicht nur die eigenständige Tonsprache des barocken Meisters gereizt haben, sondern auch die virtuose Spieltechnik, die Gronau den Interpreten abverlangt (eine Hand auf zwei Manualen!).

Antonio Vivaldi (1678-1741) schrieb Opern und Konzerte, darunter auch Doppelkonzerte für Violine und Orgel. Bach schätzte den italienischen Meister sehr, und im Gedächtnis der Organisten lebt Vivaldi vor allem durch die Bachschen Bearbeitungen seiner Konzerte für Orgel („Bach-Vivaldi“) fort. Franz Lehrndorfer hat das Concerto D-Dur (BWV 972) für Orgel eigenhändig bearbeitet und eingerichtet – ein frühes Beispiel der zahlreichen Bearbeitungen (Bach, Stanley, Mozart u.a.), die er folgen ließ und mit denen er den Organisten Vorlagen zum Präludieren innerhalb und außerhalb des Gottesdienstes an die Hand gab.

Das graziöse dritte Stück aus César Francks „Six Pièces“ von 1864 mit dem Titel „Prélude, Fugue et Variation“, wiegenliedartig beginnend, ist eins der populärsten des belgisch-französischen Meisters (1822-1890). Komponiert hat es Franck, nachdem er 1859 das Amt des Organisten der neuerbauten Basilika Sainte-Clotilde in Paris übernommen hatte. Da der Komponist die Satztechnik des strengen Stils wie wenige Künstler dieser Zeit beherrschte, zugleich aber die Orgel („mein Orchester!“) dem symphonischen Ausdruck und der farbigen Harmonik seiner Zeit zugänglich machte, wirkte er weit in die Zukunft, ins 20. Jahrhundert, hinein; wesentlich durch ihn blieb die französische Orgelkunst bis zur Gegenwart in kreativer Verbindung mit der allgemeinen Entwicklung der Musik.

Franz Lehrndorfer war ein bedeutender Interpret der Orgelwerke Max Regers (1873-1916), von denen er viele bei Konzerten vorgetragen und mehrere auf CDs eingespielt hat. Auch in seinem Orgelunterricht spielte Reger eine wichtige Rolle. Die 2. Sonate d-Moll op. 60, 1901 geschrieben, dreisätzig, bietet den „ganzen Reger“ in der Nussschale: mit einer Exposition, die von Anfang an auch Elemente der Durchführung enthält, einer eindringlichen rezitativischen „Invocation“, die am Schluss den Choral „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ anklingen lässt, und der Finalfuge, die einer scherzoartigen Introduktion folgt.

Bachs „musikalischer Name“, in der Tonleiter auf Sekundnähe „gespeichert“, hat unzählige Organisten – und nicht wenige Komponisten – immer wieder zu Improvisationen, zu Präludien und Fugen über B-A-C-H angeregt. Auch das Konzert Franz Lehrndorfers vom 17.08.1978 endete mit einer Improvisation über B-A-C-H. Sie zeigt alle Künste des international geschätzten und bewunderten Improvisators: toccatenartiges freies Spiel, herbe Akkordballungen und eine „Kunst der Fuge“, wie sie heute nur noch wenige zeitgenössische Organisten erreichen. Deutlich tritt uns Franz Lehrndorfer hier als Zeitgenosse, als Organist und Komponist des 20. Jahrhunderts entgegen. So mag dieses Stück ihn in unserer dankbar-bewundernden Erinnerung festhalten.

 

Hans Maier
(Bayerischer Staatsminister für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst von 1970 bis 1986)

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